Zu Beginn des Trauerprozesses ist der Blick vor allem rückwärts gerichtet: Der geliebte Mensch fehlt. Und ich möchte die Zeit zurückdrehen. Um ihr oder ihm noch einmal nah zu sein. Um neue gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Aber es ist nicht mehr möglich. Das schmerzt.
Mit der Zeit kann ein Perspektivwechsel geschehen: Ja, unsere Tochter ist nicht mehr bei uns. Aber wir leben, mit Herzen voller Liebe zu ihr und mit dem Bewusstsein, dass jeder Tag eine Gelegenheit ist, diese Liebe spürbar zu machen.
Auf diese Weise entwickelt sich Trauer vom Schmerz zu einer Lebenskompetenz. Weil sie uns eine tiefe Perspektive auf die Zerbrechlichkeit unseres Lebens eröffnet, die wir lernen auszuhalten. Und aufgrund derer wir achtsam auf den Moment, das Leben und andere Menschen schauen.
Heute vor 7 Jahren, am 1. Dezember 2014, starb unsere Tochter Jaël mit 13 Jahren. Seit diesem Tag üben wir uns darin nach vorne zu schauen – in der Haltung „Umarmen und loslassen“. Und lernen vom Sterben, was es bedeutet zu leben.